Karneval ja, aber bitte politisch korrekt

Karneval

Es war Karneval

Die fünfte Jahreszeit ist vorbei, Karneval ist gewesen. Vorbei sind die Feierlichkeiten, vorbei ist die Heiterkeit. Die bunten Verkleidungen und Kostüme sind nicht mehr gegenwärtig. Die Rolle, die man während der närrischen Zeit eingenommen hat, ruht nun wieder für mindestens ein Jahr. Vorbei ist die Zeit, in der man herzhaft über andere, aber auch über sich selbst lacht.

Einigen Narrenden ist allerdings das Lachen in der diesjährigen Session im Halse stecken geblieben. Bei ihnen wurde aus dem „wider den tierischen Ernst“ ein „wieder den tierischen Ernst“. Hierzu drei Beispiele:

Doppelnamen à la Stelter

Bernd Stelter hat sich bei einer Karnevalsveranstaltung über Doppelnamen lustig gemacht. Die Sitzung in Köln wurde aufgezeichnet und lief am Rosenmontag um 20:15 Uhr im Ersten. In Stelters Beitrag ging es um die Bundesvorsitzende der CDU, genauer gesagt um ihren Namen:

Die Frau heißt tatsächlich Annegret Kramp-Karrenbauer. Tschuldigung, wie konnte das denn passieren? Hätte nicht irgendein Standesbeamter Frau Kramp-Karrenbauer warnen können? Hätte nicht ein Standesbeamter Frau Kramp-Karrenbauer warnen müssen?

Für eine Zuschauerin (mit Doppelnamen) im Saal war das zu viel. Sie betrat die Bühne, wies Herrn Stelter zurecht und verließ sogleich dieselbige. Und weil die Feierlaune, präsentiert vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, offensichtlich nicht gestört werden sollte, entschied sich der WDR, den Bühnensturm der Entrüsteten herauszuschneiden.

Gendertoiletten à la Kramp-Karrenbauer

Frau Kramp-Karrenbauer war aber nicht nur Teil karnevalistischer Witze, sie selbst gab auch Einiges zum Besten. In ihrem satirischen Beitrag auf einer Karnevalsveranstaltung in Stockach am Bodensee, scherzte sie über Gendertoiletten:

Wer war denn von Euch vor kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen. Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder noch sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette.

Empörte Kommentare waren die Folge, zum Beispiel da, da und da.

Diskriminierende Kostüme

Aber nicht nur Wortbeiträge waren es, die die Gemüter erhitzten. Eine Kita in Hamburg zum Beispiel hat den Kindern verboten, als Indianer verkleidet zu den Faschings-Feierlichkeiten zu erscheinen. Schriftlich wurde den Eltern im Vorfeld mitgeteilt:

Ich möchte Sie bitten, gemeinsam mit Ihren Kindern bei der Auswahl des Kostüms darauf zu achten, dass durch selbiges keine Stereotype bedient werden.

Kinder sollen Kostüme nicht tragen dürfen, weil Erwachsene der Ansicht sind, Kinder würden mit ihrer Verkleidung andere Menschen diskriminieren? Was für ein Nonsens ist das bitteschön? Kinder verkleiden sich – und das nicht nur an Karneval – weil sie Spaß daran haben, in andere Rollen zu schlüpfen. Es ist nichts Politisches, es ist keine Diskriminierung, es ist ein Spiel, nicht mehr und nicht weniger.

Was bleibt?

Wie heißt es so schön, „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“? Hierzulande kann man sich mittlerweile schon die Frage stellen, ob dies tatsächlich – selbst an Karneval – noch so ist. Der deutsche Schriftsteller Sigismund von Radecki drückte es einst so aus: „Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht“. Wie Recht er doch damit hat…

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