Die Grünen sind alles! Oder nichts?
Nach den gescheiterten Jamaika-Sondierungen sind Bündnis 90/Die Grünen am vergangenen Wochenende zur Bundesdeligiertenkonferenz (BDK) zusammengekommen.
Neben der üblichen Selbstbeweihräucherung, die zum Standard solcher Veranstaltungen zählt, wurde auch an törichtem Geschwurbel nicht gespart: Da war die Rede von Bienen, Vögeln (nein, nicht kleingeschrieben!) und Schmetterlingen und von einer rechten Partei, mit der man eine Regierung bilden wollte. Davon, dass es nur eine liberale Partei in Deutschland gebe und davon, dass diese auch gleichzeitig die einzig wirklich linke Kraft in der deutschen Parteienlandschaft sei. Selbst ein alter weißer Mann wurde eingeladen und der durfte dort sogar sprechen.
Geschichten einer Fast-Ministerin
Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen hätte vermutlich im Falle einer Regierungsbeteiligung ihrer Partei einen Ministerposten abbekommen. Welcher das gewesen wäre, ist rein spekulativ. Ihren Äußerungen zur Folge wird das Umweltministerium wohl oben auf ihrer Liste gestanden haben:

Vielleicht hätte es in einer Jamaika-Regierung auch neue Ministerien gegeben, wie etwa das „Geschichten-Erzähl-Ministerium“ oder das „Ministerium für einfache Sprache“. Frau Göring-Eckardt hätte sie sicherlich großartig angeführt.
Dazu passend ein Zitat von Henryk M. Broder über die Vorsitzende:
Katrin Göring-Eckardt ist eine gute Rednerin. Sie spricht frei und in ganzen Sätzen, aber es ist halt Schwachsinn in ganzen Sätzen.
Links ist ausschließlich grün
Neben der Geschichten-Erzählerin durfte noch ein junger Mann ans Pult, der beim Casting zur Neuauflage von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ nicht die schlechtesten Karten für ein Engagement haben dürfte. Für die Hauptrolle wird es wohl nicht reichen – da fehlt es an der Ausstrahlung – aber für eine Rolle als Komparse stünden die Chancen nicht schlecht. Die Rede ist vom grünen Prinz Eisenherz, Fraktionschef Anton Hofreiter, der fest davon überzeugt ist, dass die einzig wirklich linke Kraft in der deutschen Parteienlandschaft die Grünen seien.
Rechte Koalitionspartner
Die FDP als Überbringer des „Jamaika-Aus“ ist die Verantwortliche für das Scheitern der Verhandlungen, das war jedem vor Ort klar. Dass es nicht an den Grünen gelegen hat, war ebenso klar. Sie habe sich bei den Sondierungen schließlich „über die Schmerzgrenze hinaus bewegt“. Die FDP hingegen sei mittlerweile eine „bürgerliche Protestpartei, die gar nicht mehr gestalten will“, so Jürgen Trittin. Im Tagesspiegel wird er diesbezüglich wie folgt zitiert:
Sie ist heute dezidiert europafeindlich. Flüchtlingsfeindlich. Handverlesene Migration, statt Menschlichkeit. Dieses Konzept zielt darauf ab, rechts von der Union, Stimmen abzufangen.
Dies heißt im Klartext: Die Grünen waren bereit, eine Koalition mit einer rechten Partei einzugehen! Apropos rechts:
- Diskussionsrunde bei Maischberger vom 21.11.2017. Ursula von der Leyen erklärt Herrn Kubicki, dass die Grünen bereit waren, die Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer anzuerkennen (im Video ab Minute 36:25). Kein Widerspruch vom anwesenden Prinz Eisenherz!
- Die Grünen waren darüber hinaus noch bereit, die Obergrenze der CDU/CSU von 200.000 Flüchtlingen pro Jahr als atmenden Rahmen mit zu tragen.
Links, rechts, und auch noch liberal
Die Grünen sind links, die Grünen sind rechts, die Grünen sind aber auch liberal! Es gebe nach Ansicht vom großen Vorsitzenden Cem Özdemir in Deutschland nur eine liberale Partei und das ist nicht die FDP, nein, das sind natürlich die Grünen (wer auch sonst?)!
Rede eines alten weißen Mannes
Und wenn all das zuvor geschriebene noch nicht genug ist, dann vielleicht die Einladung eines alten weißen Mannes, der sogar noch reden durfte. So viel vorweg, es war nicht Donald Trump, es war nicht Horst Seehofer und es war auch nicht Alexander Gauland. Es war Hans Joachim Schellnhuber, seines Zeichens deutscher Klimaforscher. Er bescheinigte den Grünen, dass sie sich als einzige Partei den Luxus erlauben, sich an wissenschaftliche Wahrheiten zu orientieren.

Ist klar! Alle anderen Parteien haben mit Wissenschaft nichts am Hut und gewinnen ihre Einsichten aus Glaskugeln, Mikado und Wahrsagerbuden auf provinziellen Jahrmärkten.
Das Ergebnis der BDK?
Zunächst die Erkenntnis, dass die Grünen viel mehr sind, als sie vermutlich selbst von sich gedacht hätten. Darüber hinaus wahrscheinlich die Freude der Parteispitze darüber, dass die Konferenz insgesamt so harmonisch verlaufen ist.
Insgeheim wird sich die Führungsriege wohl bei Herrn Linder und der FDP bedankt haben, dass sie die Jamaika-Sondierungen haben platzen lassen. Die BDK wäre sicherlich nicht so beschaulich über die Bühne gegangen, wenn „die wilden 14“ ihre Zugeständnisse – gerade in der Flüchtlingspolitik (siehe oben) – hätten vertreten müssen.
Vielleicht wäre Jamaika dann nicht an der FDP, sondern an den Grünen, genauer gesagt an der Grünen Basis gescheitert…