Parabelflug des Martin Schulz
Vor knapp einem Jahr war Martin Schulz der Hoffnungsschimmer am Firmament der dahinsiechenden SPD. Er wurde mit 100% zum Parteivorsitzenden gewählt, zum Kanzlerkandidaten gekürt, fortan als Messias, Gottkanzler und Sankt Martin verehrt. Doch was ist davon geblieben? Nichts!
Schulz wurde nicht Kanzler. Er trug maßgeblich dazu bei, dass die Bundestagswahl für die SPD verloren ging. Die Partei ist mittlerweile ein Schatten ihrer selbst, liegt in aktuellen Umfragen nur noch 1,5 Prozent vor der AfD. Und Martin Schulz? Er überzeugt auf ganzer Linie mit Unglaubwürdigkeit und hinterlässt den Seinen ein heilloses durcheinander.
Nein! – Vielleicht? – Ja!
24.09.2017
Schulz beendet Große Koalition
Noch am Wahlabend, bereits kurz nach der Bekanntgabe der Prognose, erklärte die SPD die Große Koalition für beendet. Nach den erneuten Verlusten (-5,2%) und dem schlechtesten Wahlergebnis auf Bundesebene (20,5%) ist der Auftrag für Martin Schulz klar: Opposition!
25.09.2017
Kein Minister im Kabinett Merkels
Am Tag nach der Wahl wurde Martin Schulz gefragt, ob er ausschließen könne, in ein von Frau Merkel oder von der CDU/CSU geführtes Kabinett als Minister einzutreten. Er antwortete mit
Ja, ja, ganz klar. In eine Regierung von Angela Merkel werde ich nicht eintreten.
20.11.2017
Nein zur Großen Koalition bleibt
Am Morgen nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen stehen Schulz und die SPD weiterhin nicht für den Eintritt in eine Große Koalition zur Verfügung.
15.12.2017
Sondierungen mit Union
Nach gemeinsamen Gesprächen mit Frau Merkel und Herrn Seehofer beim Bundespräsidenten Steinmeier Ende November 2017 hat sich die SPD dafür entschieden, nun doch Sondierungsgespräche mit der Union zu führen. Aus dem konsequenten „Nein“ wird plötzlich ein „Vielleicht“.
21.01.2018
SPD-Parteitag stimmt für Koalitionsverhandlungen
Die Delegierten des SPD-Sonderparteitags haben sich mit knapper Mehrheit für die Aufnahme von Koalitionsgesprächen mit der Union ausgesprochen. Aus Schulz‘ „Nein“ zur GroKo ist nun ein eisernes „Ja“ geworden.
07.02.2018
Koalitionsvertrag steht – Ministerposten
SPD und Union einigen sich auf einen Koalitionsvertrag. Die Verteilung der Ressorts wurde ebenfalls vereinbart. Neuer Außenminister soll der SPD-Parteivorsitzende werden! Aus dem beharrlichen „Nein“ zum Ministeramt unter Merkel wird ein bekennendes „Ja“.
09.02.2018
Verzicht auf Ministerposten
Nach großem innerparteilichen Druck erklärt Schulz den Verzicht auf das Amt des Außenministers. Aus dem „Ja“ ist nun wieder ein „Nein“ geworden; aber wohl nicht aus Überzeugung.
Was bleibt?
Martin Schulz ist innerhalb von knapp einem Jahr von Hundert auf Null zusammengeschrumpft. Er hat kein wirkliches Konzept erkennen lassen, hat nicht die Fähigkeit gehabt, seine Genossen zu führen und dazu noch mit Unglaubwürdigkeit geglänzt. Was gestern noch galt, war unter Umständen heute nichts mehr wert.
Seine ehemaligen Weggefährten lassen ihn fallen, wie eine heiße Kartoffel. Sigmar Gabriel beklagt fehlenden Respekt im Umgang miteinander und tritt auf unrühmliche Weise nach. Seine Tochter hätte ihn nach der Bekanntgabe seines Jetzt-schon-nicht-mehr-Nachfolgers getröstet und ihm gesagt, dass er nun nicht mehr so viel Zeit „mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht“ verbringen müsse.
Der Weg der SPD zur Erneuerung wird wohl ein steiniger und langer Weg werden. Sollte der anstehende Mitgliederentscheid über die Große Koalition im Ergebnis zu einem „Nein“ kommen und es folgen Neuwahlen, wird die SPD vermutlich mit den Grünen und der AfD um Platz 2 im Lande kämpfen.